Deep Southwest Tour 2011-2
3. Tag, Sonntag 24.07.2011
Das Frühstück bestand heute Morgen aus Kaffee und Donuts, mehr gab es nämlich nicht in der Econo Lodge in Prescott, da hatten wir bisher in diversen Kettenmotels weit aus besseres erhalten. Ärgerlich, denn das Motel ist auf der Tour das teuerste, bedingt durch die zwei Veranstaltungen an diesem Wochenende, zum einem das Softballturnier und zum anderen der 6. Kostümwettbewerb.
Früh checken wir aus und fahren zur Whiskey Row, um uns den Kostümwettbewerb anzuschauen. Da dieser erst um 10 Uhr beginnt, schauen wir uns nochmal in der Stadt etwas um, allerdings diesmal bei Tageslicht, denn gestern Abend kamen wir erst bei Dunkelheit in die
Stadt.
Zentral liegt das prächtige Courthouse mit seinem kleinen Park, umgeben von der netten Innenstadt mit Restaurants und Cafes. Wer über die Geschichte der Stadt etwas wissen möchte, der sollte sich die Einrichtungen Sharlot Hall, das Phippen Western Museum und das Smoki Museum vormerken.
So langsam tut sich auch etwas an der Cortez Street, die direkt an dem kleinen Park liegt, die Straße wurde für den an diesem Wochenende stattfindenden Kostümwettbewerb gesperrt, Eintritt für die Veranstaltung wird nicht erhoben. Einige Aussteller zeigen an ihren Ständen Ware vergangener Tage, das Eigentliche ist jedoch der Kostümwettbewerb.
Hier präsentieren verschiedene Gruppen die Kleidungsstücke aus der guten alten Westernzeit, die die Geschichte und die Tradition wiederspiegeln, eine Jury prämiert die Besten, auch die Erstplazierten aus dem letzten Jahr sind zu dem Wettbewerb angereist. Daneben werden verschiedene Aufführungen und Wettbewerbe gezeigt.
Danach verlassen wir Prescott in Richtung Süden, um uns die Vulture Mine anzuschauen, diese befindet sich unterhalb von Wickenburg an der gleichnamigen Vulture Mine Rd. Hinter Prescott fahren wir über die kurvenreiche White Spar Rd. (HWY89) durch eine wunderschöne bewaldete Gegend.
Hinter dem Örtchen Yamell machen wir eine Pause an einem Scenic Overlook mit herrlichem Ausblick ins darunterliegende Tal. Hier wird durch eine Gedenktafel an Charles Churchill Small, auch der "Father of Arizona Highways" gedacht.
Gegen 13 Uhr erreichen wir den Abzweig zur Vulture Mine (Hinweisschild). Am Parkplatz angekommen, ist weit und breit kein Auto zu sehen und wir fragen uns, ob die Mine heute am Sonntag überhaupt geöffnet hat. Als wir jedoch das Office Gebäude erreichen, ist dieses zum Glück besetzt.
Wir entrichten unseren Obulus in Form von 10 $ pro Person und erhalten eine Karte mit einer eingezeichneten Route und den wichtigsten Infos zu den einzelnen Stationen der Mine, auf der man alleine (ohne Führer) unterwegs ist. Die Tour beginnt beim Office Gebäude, hier kann man auch einige Erinnerungsstücke aus der aktiven Schürfzeit und Erzstücke aus der Mine sehen und kaufen.
Zur Gechichte der Vulture Mine gibt es folgendes zu berichten. Im Jahr 1863 entdeckte der Österreicher Henry Wickenburg an dieser Stelle Gold. In der Folge wurde die Vulture Mine die ertragreichste Goldmine in Arizona mit insgesamt mehr als 200 Millionen Dollar in Gold und Silber. Über die Zeit kamen mehr und mehr Minenarbeiter zur Mine, im entstandenen Ort Vulture City und den vielen Gebäuden, von denen noch einige stehen, lebten nahezu 5000 Menschen.
1866 verkaufte Henry Wickenburg den größten Anteil der Mine und ließ sich nahe einer neuerrichteten Stamp Mill und der neuen Ansiedlung am Hassayampa River (heute als Ort Wickenburg bekannt) nieder. Es wird erzählt, dass der glücklose Henry durch rechtliche Auseinandersetzungen mit dem neuen Eigentümer der Mine Pleite machte und sich 1905 im Alter von 86 Jahren das Leben nahm, mit nur ein paar Cents in seiner Hosentasche. 1942 schloß Präsident Roosevelt die Mine und der Ort um die Vulture Mine wurde zur Geisterstadt.
Wir gehen nochmal zurück zum Auto und rüsten uns mit Sonnencreme, Kopfschutz und Trinkwasser aus, denn die Mittagssonne strahlt erbarmungslos vom Himmel. Mit der Karte in der Hand geht es los zu dem ersten Stopp "Glory Hole".
1923 brach ein Teil der Mine über sieben Schürfenden und zwölf Mulis ein. Etwa 100 Fuß und tausende Tonnen schwerer Felsen stürzten auf sie ein. Es gab keine Chance zu überleben. An der Oberfläche ist dieser Einsturz als Bodensenkung erkennbar, das "Glory Hole".
Dann kommen wir zum ersten Steingebäude, dem Assay Office und dem Manager-Hauptquartier. Das Assay Office war 1884 aus dem Erzgestein der Mine erbaut worden. Hier kann man den Ofen sehen, in dem die wertvollen Edelmetalle geschmolzen und dann in Barrenformen gegossen wurden. Die weiteren Teile des Gebäudes beinhalten den Bullion Storage Room, in dem Gold- und Silberbarren unterirdisch gelagert wurden, und die Wohnquartiere in beiden Stockwerken.
Wenn man rechts vom Assay Office dem Weg folgt, kommt man zur ursprünglichen Stamp Mill. Die Vulture Mine gab $200,0000.000 in Gold und Silber her, bevor sie 1942 von der US-Regierung geschlossen wurde. Es wird geschätzt, dass sich noch immer das 2- bis 3-fache dieses Wertes in der Mine befindet.
Weiter den Weg hinauf kommt man zur Schmiede und dem Hauptschacht. Am Eingang zum Hauptschacht sieht man eine Zementplatte, die die Stelle markiert, an der Henry Wickenburg 1863 fündig geworden war. Der Hauptschacht ist über 3000 Fuß tief und verläuft in einem Winkel von 35 Grad. Dieser Schacht verbindet ein Netzwerk von Tunneln. Heutzutage steht die Mine bis zur 600 Fuß Marke unter Wasser.
Blickt man von der Schmiede in Richtung Süden sieht man die neue Ball Mill. Dorthin ist es nur ein kurzes Stück, und nachdem wir dessen Inhalt erkundet haben, sieht man dahinter ein großes Metallgebäude sehen.
Darin befindet sich das Kraftwerk der Vulture Mine und die Maschinenwerkstatt. Hier finden wir den riesigen Dieselmotor, der den Generator zur Erzeugung von Strom angetrieben hat, die zum Betreiben der Mine notwendig war. Der Dieselmotor wurde in Deutschland von der Firma Union hergestellt.
Folgt man dem Pfad in Richtung Assay Office zurück, sieht man rechts die weitläufigen Geröllhalden des verarbeiteten Gesteins. Diese enthalten etwa 7 bis 12 Dollar pro Tonne an Restgold. Zurück im Bereich der Steinhäuser sieht man den Hanging Tree, auf dem 18 Minenarbeiter wegen high-grading (stehlen) erhängt wurden und Henry Wickenburg's Original-Hütte. Das was wirklich von seiner Hütte übrigblieb, sind ein alter Holztürrahmen und niedrige Überreste der Steinmauern, die alte Wohnstätte eines Miners, der der reichste Mann Arizona's hätte sein können.
Im letzten Abschnitt des Weges, zurück zum Ausgangspunkt der selbstgeführten Tour, passiert man noch einige weitere Gebäude aus der Zeit als Vulture City Geschichte schrieb. Diese Gebäude wurden ca. 1884 erbaut und sind ebenfalls begehbar und mit einigen alten Einrichtungsgegenständen versehen.
Nach 1,5 Stunden erreichen wir wieder das Office Gebäude am Eingang, wir schauen uns in dem Shop noch etwas um, kaufen als Erinnerung aus der aktiven Schürfzeit ein Erzstück und machen uns auf den Weg Richtung Phoenix.
Allerdings fahren wir nicht zurück nach Wickenburg, sondern wir folgen der Vulture Mine Rd. nach Süden, wechseln auf die Aguila Rd., bis wir schließlich auf die Interstate 10 treffen. Dieses Stück ist sehr schön zu fahren, die Strecke ist asphaltiert und links und rechts säumen groß gewachsene Saguaro Kakteen den Weg.
Letztes Update am 01.11.2011
© by Andreas Mai
Strecke: Prescott - Phoenix
Gefahrene Strecke: 189 Meilen - 304 Kilometer
Anzahl der gemachten Fotos: 178
Motel Super 8 Tempe/ASU: 38,54 € incl. tax