Deep Southwest Tour 2011-2
4. Tag, Montag 25.07.2011
Heute stehen zwei Sehenswürdigkeiten auf unserer ToDo Liste, die unterschiedlicher nicht sein können, zum einen die alten Ruinen von Casa Grande, sowie die moderne Anlage Biosphere 2, ein Experiment eines eigenständigen Ökosystems, das sich nördlich von Tucson befindet.
Von Phoenix aus erreichen wir nach einer Stunde Fahrzeit den kleinen Ort Coolidge, wo sich das Nationalmonument Casa Grande befindet. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort Casa Grande, dieser ist ca. 22 Meilen südwestlich von Coolidge. Die Ruinen selbst sind nördlich von Coolidge am Hwy 87, von wo aus die Einfahrt zum National Monument abgeht.
Direkt hinter dem Visitor Center führt ein kurzer Weg zu einem schattigen Picknickplatz und von dort zum Ruinengelände mit einigen rekonstruierten Adobemauern und dem beeindruckenden Hauptgebäude von Casa Grande.
Diese Hauptsehenswürdigkeit ist ein gewaltiger vier Stockwerke hoher Adobe-Lehmbau, aus der Zeit der Hohokam-Kultur um 1200 n.Chr., der vermutlich astronomischen Zwecken diente und heute durch ein riesiges Stahldach auf vier massiven Pfeilern vor Regen und Wüstenwinden geschützt ist. Das durch kurze Rundwege erschlossene Ruinengelände umfasst außerdem die massigen Adobewände einiger Wohn- und Vorratsräume der ehemals recht weitläufigen Siedlungsanlage.
Zahlreiche interessante Schautafeln rund um den mehrstöckigen Adobebau erläutern die Geschichte und die Bauweise der Anlage sowie die verschiedenen architektonischen Details und deren astronomische Bedeutung.
Als Baumaterial benutzte man Caliche, eine Adobeähnliche Mischung aus Lehm, Sand und Kalk, wie sie noch heutzutage beim Bau der Pueblos verwendet wird. Mit dieser Lehmmischung, die Schicht um Schicht aufgetragen wurde und dann an der Sonne trocknete, formte man die über einen Meter dicken Außenwände des Gebäudes. Für die Stabilisierung der Zwischendecken verwendete man die Stämme von Wacholderbäumen, Kiefern und Fichten, die zum Teil über eine Entfernung von mehr als 60 Meilen auf dem Gila River flussabwärts transportiert wurden. Diese parallel liegenden Baumstämme wurden bedeckt mit einer Schicht aus Saguarorippen. Darüber kam Schilfrohr und zum Schluss eine Lage aus Caliche.
Das Gebäude selbst kann nicht betreten werden, allerdings hat man auch von außen einen guten Blick in das Innere der einzelnen Stockwerke mit ihren Deckenkonstruktionen, Räumen, Treppen und Fensteröffnungen.
Nach so viel Vergangenheit geht es zurück in die Gegenwart, zumindest annähernd ins Jahr 1991, wo das Experiment "Biosphäre 2" begann. Wir sind auf dem Hwy. 77 unterwegs, es ist nur noch ein paar Meilen bis wir da sind, doch der riesige Gebäudekomplex ist von der Straße aus überhaupt nicht einsehbar, ein gescheites Foto von der gesamten Anlage ist daher so ohne weiteres nicht möglich.
Nachdem wir den Wagen abgestellt haben, gehen wir in den Eingangsbereich, schon von weitem wird uns signalisiert, dass wir uns beeilen sollen, denn um 13 Uhr beginnt die nächste Führung und bis dahin sind es nur noch ein paar Minuten.
Mit der Tripple A Karte wird uns auf den regulären Eintrittspreis von 20 $ ein Nachlass von 2 $ gewährt. Wir erhalten ein Armband als Nachweis, dass wir die Eintrittsgebühr entrichtet haben. Bis wir endlich an der Schleuse, also dem Eingang von Biosphere 2 sind, vergeht einige Zeit, denn die Wege dorthin sind recht lang. Unser Guide hat wohl die Info bekommen zu warten, denn wir sind erst einige Minuten nach 13 Uhr am Eingang. Außer uns nehmen nur zwei weitere Besucher an der Führung teil, zunächst wird uns ein etwa 10-minütiger Einführungsfilm gezeigt.
Biosphere 2 ist ein riesiger Gebäudekomplex, mit dem Ziel, ein von der Außenwelt unabhängiges, in der ursprünglichen Planung sich selbst erhaltendes Ökosystem zu schaffen. Das Experiment sollte beweisen, dass in einem eigenständigen, geschlossenen ökologischen System Leben langfristig möglich ist. Es gilt nach zwei erfolglosen Versuchen als gescheitert. Seit 2007 benutzt die University of Arizona den Komplex für Forschung und Lehre.
Biosphäre 2 wurde von dem Milliardär Edward Bass für 200 Millionen US-Dollar errichtet. Das Projekt wurde von der NASA beobachtet, welche die gewonnenen Erkenntnisse für mögliche bemannte Basen auf dem Mond oder dem Mars auswerten wollte. Der Name Biosphäre 2 beruht auf der Idee, eine verkleinerte zweite Biosphäre zu schaffen, wobei das Original, die Erde, Biosphäre 1 ist.
Am 26. September 1991 begann das Experiment nach mehreren einwöchigen Vorversuchen. Acht Teilnehmer lebten bis 1993 in dem Glasgebäude mit dem Ziel, vollständig von allen Außenkontakten (Luft- und Materialaustausch) abgeschlossen zu sein, außer vom natürlichen Sonnenlicht und zugeführter elektrischer Energie.
Im Laufe der Zeit ergaben sich Probleme, die das Leben der Bewohner sowie der anderen Lebewesen zunehmend beeinträchtigten. Beispielsweise ergaben sich aus ökologischer Sicht folgende Probleme:
Der in der Konstruktion verbaute Stahlbeton absorbierte schleichend (über den Umweg CO2 im Pflanzenkreislauf) Sauerstoff. Auch diffundiert Sauerstoff wesentlich schneller aus einer Glaskuppel als Kohlenstoffdioxid, da es ein wesentlich kleineres und leichteres Molekül ist.
Parasitäre Mikroben im Ackerboden erhöhten die Anteile von Stickstoff bzw. Kohlendioxid in der Atmosphäre.
Das Klimaphänomen El Nino führte zeitweise zu geringeren Ernten aus dem Ackerbau.
Kakerlaken und eine spezielle Ameisenart breiteten sich extrem aus.
Auf einer Fläche von 1,3 Hektar wurde zwischen 1987 und 1989 unter einem Kuppelbau mit 6.500 Glasscheiben, der ein Volumen von 204.000 Kubikmeter umschließt, ein geschlossenes Ökosystem erstellt. Savanne, Ozean, tropischer Regenwald, Mangrovensumpf, Wüste, intensive Landwirtschaft und Wohnräume.
Der technische Aufwand (Pumpen, Filtersysteme, Ventilatoren) dabei war erheblich, da ein komplettes und autarkes Lebenserhaltungssystem geschaffen werden sollte. Die diesbezügliche Verwirklichung von Langzeitreisen im Weltraum oder Weltraumkolonien war als Fernziel ebenfalls Gegenstand des Experiments.
Entgegen den ursprünglichen Vorstellungen musste im zweiten Jahr Sauerstoff von außen zugeführt werden, um den vom Beton absorbierten auszugleichen. Nach Umorganisation des Managements und der wissenschaftlichen Betreuung wurden regelmäßig Materialproben hinausgegeben (durch entsprechende Nutzung von Luftschleusen blieb der Außenweltabschluss weitgehend erhalten).
1994 erfolgte der zweite Versuch, eine zweite Gruppe hielt sich über sechs Monate lang in der künstlichen Biosphäre auf. Während dieser Zeit wurden mit wenigen Ausnahmen die Luft, das Wasser und die Nahrung für die in ihr befindlichen Menschen von den Ökosystemen erzeugt und wieder aufbereitet.
Das folgende Bild zeigt drei der Teilnehmer, die jeweils in eigenen zweistöckigen Apartments wohnten. Das Wohnzimmer war unten, oben der Schlafraum. Die Einrichtung der Apartments wurde von jedem Bewohner nach eigenem Geschmack ausgesucht und eingerichtet. Kontakt zur Familie und Freunden war über Telefon und Computer möglich.
Nach 2 Stunden ist die informative Führung beendet, da wir zu Anfang aus Zeitnot nicht den Wohnbereich sahen, holen wir dies jetzt noch nach. Durch große Fensterscheiben sind die Apartments einzusehen, die Küche sowie der große Kontrollraum.
Danach geht es erst mal zum Supermarkt zum Einkaufen. Irgendwo unterwegs halten wir an einem schönen Picknickplatz an und stillen den Hunger, bevor es weiter über Oracle Junction nach Tucson geht.
Hier bleiben wir für 2 Übernachtungen, über Priceline haben wir das Hotel "Starr Pass Golf Suites" ersteigert. Eine riesige Anlage, wo wir etwas Probleme hatten überhaupt das Gebäude mit der Rezeption zu finden. Die Anlage befindet sich etwas oberhalb von Tucson. Von unserem wirklich nett eingerichteten Zimmer haben wir einen herrlichen Panoramablick auf das darunterliegende Tucson, insbesondere wenn nachts die Stadt erleuchtet ist.
Letztes Update am 01.11.2011
© by Andreas Mai
Strecke: Phoenix - Tucson
Gefahrene Strecke: 158 Meilen - 254 Kilometer
Anzahl der gemachten Fotos: 101
Hotel Starr Pass Golf Suites: 50,27 $ - 34,70 € incl. tax